Cross-Skating gehört zu den relativ leicht erlernbaren Sportarten. Das bedeutet nicht, dass die uns spezielle Bewegungen dieser Sportart in die Wiege gelegt wurden. Wer experimentierfreudig oder mutig ist tut … [Weiter lesen...] about Cross-Skating bei „Null“ anfangen
Trainingslager – 2. Folge
Fortsetzung von Teil 1
Im Sport verdünnt ja leider eine gewisse „Begriffsinflation“ die Qualität der Dienstleistungen und Kompetenzen. So wie die frühere recht hohe Qualifikation des Trainers (A-, B- oder C-Vereinstrainer Berufstrainer oder Diplomtrainer, wobei die letzterenFachleute sind, die akademisch diplomiert sind) durch tausende billiger Instant-Trainerzertifikate praktisch zur Wertlosigkeit abgewertet wurde, so sagt man heute gern mal eben: „Ich geh‘ ins Trainingslager“. Dieser Begriff ist eben so wenig geschützt wie das Wort Trainer. Aber früher gab es fast immer trainingsintensive Vorbereitungswochen vor einem Trainingslager, damit die wertvollen Tage auch voll anschlugen.
Früher wurde alles davor und danach abgestimmt auf die maximale Wirkung dieses Trainingsabschnittes, damit sich die Bemühungen auch lohnten. Die Betreuung durch Trainer und unterstützendes Personal war bestens durchorganisiert, da ja auch mitunter erhebliche Kosten in einem hochwertigen Trainingslager entstehen. Heute nutzen Veranstalter (Vereine oder Kommerzielle) zwar gern dieses griffige Wort, engagieren sich aber selten über einen angemessenen Zeitraum für die erstrebten Resultate. Ein Trainingslager war und ist, gut durchgeführt, weder vertane Zeit noch ein Zuckerschlecken und die Erholungstage danach sind eben so notwendig wie wohltuend. Man muss es aber immer im organischen Zusammenhang in einer laufenden Trainingsphase betrachten. Das Trainingslager beginnt also eigentlich nicht am ersten Tag des Trainingslagers, sondern mit der Vorbereitung auf das Trainingslager. Das vergessen inzwischen immer mehr Sportler und besonders Anbieter von „Trainingslagern“. Auch heutige kommerzielle Trainingslageranbieter sollten eine kompetente Richtlinie zur Vorbereitung an die Teilnehmer ausgeben, um die Effizienz der Veranstaltung (für die Teilnehmer) zu steigern und letzten endes ihre Glaubwürdigkeit zu untermauern.
Heute gibt es natürlich immer noch Trainingslager, aber leider eben auch eine Tendenz zum Trittbrettfahren auf diesem hippen Begriff, so dass sich in der Praxis der Organisationsgrad, wie auch die Trainingswirkung mancher solcher Veranstaltungen etwa auf dem Niveau einer Kaffeefahrt einpendeln. Lediglich ein Späßchen mit einem gewissem Helden-Image, mehr aber nicht. Aber fast immer ist es ein gutes Geschäft für den Veranstalter. Zurück zu den Wurzeln: So bedeutet für die meisten ein Trainingslager mehr Anstrengung aller Beteiligten, mehr Qualität und auch mehr Effizienz.
Wie wird ein Trainingslager geplant?
- Vorher wird bei jedem Teilnehmer der Ist-Zustand ermittelt. Das kann eine umfassende Leistungsdiagnose sein oder etwas einfacher die Ermittlung einer aktuellen Bestzeit, die man womöglich verbessern möchte.
- Abgestimmt mit den Möglichkeiten am Trainingslagerort wird ein Trainingsplan erstellt, der Trainingsumfänge, Belastungsart und deren Intensität enthält. Notwendig zur Trainingssteuerung sind in den Ausdauersportarten Messgeräte wie Tachometer und Pulsmesser. Jeder Teilnehmer erhält einen individuellen (!) Trainingsplan. Striktes „Mannschaftstraining“ gilt schon seit den 1970er Jahren als überholt, er müssen immer auch individuelle spezifische Trainingsreize gesetzt werden. Das bedeutet nicht, dass es keine gemeinsamen Trainingseinheiten gibt, es sollen, sofern sich ähnliche Trainingsinhalte ergeben, sogar so viele Einheiten wie möglich gemeinsam absolviert werden. Prinzipiell sind auch Trainingslager möglich die nur aus Solo-Training bestehen. Das machen einige Sportler der Weltspitze, um sich sehr speziell oder hoch intensiv vorzubereiten. Da es Trainingslager kürzer als eine Woche nicht gibt, ist ein bewährtes Belastungsschema einer Woche (bezogen auf Umfänge oder Intensität) das Schema „2:1:3:1“, wobei nach 2 Tagen höherer Trainingsreize, ein Tag mit niedrigeren folgt und dann nach 3 Tagen höherer Reize wiederum ein Tag mit „halber Kraft“. Erfahrene Trainer können aber auch abweichend von diesem Schema sinnvoll variieren. Ein Trainingslager in dem jede Einheit in der Gruppe absolviert wird, dürfte es in der Praxis kaum geben, so groß darf der Herdentrieb nie werden, dass man auf individuelle Trainingsreize verzichtet und seien es nur Tempoeinheiten mit individuellen Tempovorgaben, die dann wieder in einem Zusammenschluss der Gruppe enden. Die Betonung eines Trainingslagers liegt immer noch auf Training, nicht auf geselligem Miteinander, auch wenn’s vielleicht mehr Spaß machen würde und dies im Nachhinein natürlich oft erwähnt wird.
Anforderungen an den Trainer oder Betreuer
- Unter Betreuer sei hier mehr eine Art Tour-Guide gemeint, der die durchaus anspruchsvolle Aufgabe hat eine Gruppe im Gelände gezielt und sicher zu leiten und dabei Tempo- und Kilometervorgaben recht genau einhalten kann.
- Der Trainer hat die verantwortungsvolle Aufgabe der Trainingssteuerung, er ist also für die qualitativen Trainingsinhalte zuständig. Eine Fachqualifikation ist selbstredend Voraussetzung und damit ist kein Wochenendseminar gemeint, das mit einen Blatt Papier gekrönt wird. Trainingssteuerung ist kein Kindergeburtstag und auch die Fertigkeiten eines guten Tour-Guides lernt man nur in jahrelanger kontinuierlicher Praxis (und Training, der Tour-Guide sollte mit den Besten der Trainingsgruppe wenigstens annähernd mithalten können). Nur Sommer-Aktive, die immer so etwa ab Mitte April aus der Hecke hüpfen („Hallo Leute ich bin wieder da! Ist das nicht toll?“) werden ein Trainingslager kaum leiten können ohne ihr Gesicht zu verlieren, da sie gnadenlos schlapp machen werden.
Fehler im Trainingslager
- Fehler Nr. 1 ist, so alt-preußisch das klingen mag, ist mangelnde Disziplin und das allerwichtigste Thema. Das beginnt schon vorher, wenn man auf eine Vorbereitung auf das Trainingslager verzichtet. Beginne kein Trainingslager untrainiert! Wer ein Trainingslager macht, um endlich einmal seinen Hintern hoch zu bekommen, ist dort falsch und sollte seine Antriebslosigkeit anders behandeln lassen. Ein Trainingslager ist ja kein „Motivationsmeeting für Faule“. Es wird dort viel trainiert. Um das zu verkraften und auch um nicht übertrainiert zurück zu kommen, muss man schon vorher eine gewisse Form haben. also sich bereits im planvollen Training befinden. Übertrainiert bedeutet nicht mit übermenschlichen Kräften ausgestattet zu sein sondern im Gegenteil, über das Ziel hinaus geschossen zu sein, das bedeutet, sich völlig K.O. und erholungsbedürftig trainiert zu haben. Disziplin ist dann im Trainingslager auch notwendig um die aktuellen Grenzen zu erweitern, was aber nicht eisenharten Kampf gegen den inneren Schweinehund bedeutet. Dieser meldet sich kaum in Trainingslagern, da die Rahmenbedingung idealerweise sehr motivierend sind. Disziplin benötigt man, damit alle Vorgaben eingehalten werden. Ja, das kann auch erfordern, dass man die Zähne zusammen beißen muss, bedeutet aber auch, dass man diszipliniert regeneriert! (siehe Fehler Nr. 7) Also auch nicht zu intensiv trainiert, also die Trainingsplan Vorgaben auch nicht überschreitet. Ich kenne mehr Sportler, die im Trainingslager zu viel trainieren, als zu wenig. Der Trainer soll und muss das richtige Maß kennen, aber sollte bei mündigen Sportlern nicht notwendigerweise auch noch die Einhaltung des Planes kontrollieren müssen. Gezielter Biss ist wichtig, wo es darauf ankommt. Zur Disziplin gehören natürlich auch der völliger Verzicht auf Drogen (auch für die Trainer und Betreuer – Vorbildcharakter!). Es wird sich nach einigen Tage ein gewisser „Spaß“ an spartanischer Lebensführung (nur schlafen, trainieren, duschen, essen, trinken) einstellen, der als Sensibilisierung der Genussfähigkeit verstanden werden sollte – wie gut schmeckt nach einem Trainingslager auch nur ein kleines erstes Bier, das dann sogar oft schon genügt? Wer sich aber schon im Trainingslager regelmäßig mit Genussmitteln „belohnen“ muss, hat keine Aussichten aus langfristige Erfolge oder, im Falle des Trainers, von Glaubwürdigkeit.
Zur Disziplin gehört auch das Essen. Ein Trainingslager ist kein „WeightWatchers-Camp“ wo man mit etwas Bewegung sein Abnehm-Programm unterstützt. Man sollte vor Beginn des Lager schon sein sportliches Idealgewicht haben, weil Gewichtschwankungen unter umfangreichem Training immer besonders berücksichtigt werden müssen, was wiederum den Trainingsplan durcheinander bringen kann. Umgekehrt muss man natürlich einem zu leckeren Sportler-Buffet widerstehen, das viele professionelle Trainingscamps bieten. Mancher hat es sogar schon geschafft fetter statt fitter aus dem Lager zu kommen.
Sollte man tatsächlich in eine Höhentrainingslager reisen, ist es sinnvoll eine gewisse Vorakklimatisation vornehmen, sonst ist man vor Ort sofort K.O. und voll aus dem Plan. Bei anderen extremen Witterungsverhältnissen, wie Hitze oder Schwüle sollt man ebenfalls sein Bestes tun, sich darauf vorzubereiten. - Fehler Nr. 2: Schlechte Ausrüstung oder zu wenig Ausrüstung oder Ersatzteile. Hier sollte man sich ebenfalls gut vorbereiten und mit allem Notwendigen ausrüsten. Natürlich auch Werkzeug nicht vergessen und die wichtigsten Handgriffe vorher schon einüben. Zur Ausrüstung gehöre aber auch gute Sportkleidung und andere Ausrüstung, wei ein gut sitzender Rucksack oder eine Hüfttasche. Natürlich auch Trinkflaschen oder Trinkblasen mitnehmen. Wer spezielle Nahrung beim Training bevorzugt, wie bestimmte Energieriegel, sollte diese von zu Hause mitbringen.
- Fehler Nr. 3: Fehlende Individualität. Sportler und Trainer sollten besonders auch auf die Einheiten achten die abweichen vom „Einheitsbrei“. Dazu gehört auch das „Thema“ des Trainingslagers, je nach Saison oder Wettkampfziel, gilt es einem bestimmte Schwerpunkt zu folgen, meist Ausdauer, Tempohärte, aber auch andere Ziele. In ein Trainingslager sollte man daher nicht versuchen zu viel oder sogar alles einzubauen, da sich die Trainingswirkungen mancher Trainingsreize teilweise widersprechen oder zur Überforderung führen. In einem Trainings-Workshop innerhalb eines Trainingslagers kann man zwar alle Methoden auch in der Praxis vorstellen (also trainieren), wird aber ein weniger zielgerichtetes Trainingsresultat erzielen. Deswegen sind fundierte Kenntnisse der Trainingslehre für den Head-Coach des Trainingslagers unabdingbar. Oft falsch verstanden auch oft ein gewisser Gruppenzwang, der als dann als Motivation durch die Gruppe verstanden wird, wodurch dann zu intensive oder zu lange Trainingseinheiten durchgeführt werden, weil der „Zug“ als so mitreißend empfunden wird. Leider wird das besonders oft als Werbeargument für Trainingslager-Veranstaltungen zitiert, der Schuss kann aber auch nach hinten los gehen (z. B. Leistungseinbruch oder Erkrankung nach dem Trainingslager).
- Fehler Nr. 4: Unqualifizierte Betreuer. Das klingt etwas nach erhobenen Zeigefinger, aber manche falsch geplante oder durchgeführte Einheit oder sogar nur ein paar falsche Dehnübungen oder Sportmassagen haben schon mehr Schaden angerichtet als sie nutzten. Pseudo-kompetente Angebote, schwülstiges Fachvokabular oder trendige Inhalte im Trainingslager („Wir machen alle einen Lactat-Test“ – erst mal wissen wozu! Oder: „Wir trainieren GA!“ – erst mal wissen was das ist, fragt mal euren Trainer genauer!) können nicht über Kompetenzlücken oder eine teilweise oder auch völlig sinnlose Zusammenstellung von Inhalten hinwegtäuschen. Nur relativ aufgeräumte Inhalte (nicht zu viel) lassen auch klare Rückschlüsse auf wirksame Inhalte eines Trainingslagers zu.
- Fehler Nr. 5: Fundierte Mängel in den Rahmenbedingungen. Seien es unzureichende Duschmöglichkeiten, Materialprobleme oder schlechte Werkstatt, häufiges Verfahren der Tour-Guides, laute Unterkunft, oder schlechtes Essen, das alles verschlechtert die Qualität eines Trainingslagers und dessen Erfolg erheblich.
- Fehler Nr. 6…
[Hier wurde der Artikel gekürtzt! Lesen Sie den vollständigen und überarbeiteten Artikel im E-Book „Cross-Skating Jahrbuch 2014 – 1. Halbjahr]
Quellen: CD-ROM Cross-Skating Trainer und Ausbildungshandbuch für Cross-Skating Lehrer
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