Cross-Skating gehört zu den relativ leicht erlernbaren Sportarten. Das bedeutet nicht, dass die uns spezielle Bewegungen dieser Sportart in die Wiege gelegt wurden. Wer experimentierfreudig oder mutig ist tut … [Weiter lesen...] about Cross-Skating bei „Null“ anfangen
Die Leistung beim Cross-Skating – Teil 1
Eigentlich ist Cross-Skating eine recht ineffiziente Art der unmotorisierten Fortbewegung. Fortbewegung wohlgemerkt, die Trainingswirkung ist dagegen erheblich. Auf einem guten Rennrad ist man bei gleichem Leistungseinsatz rund doppelt so schnell unterwegs. Wir machen es uns eben absichtlich schwer voranzukommen, weil wir den ganzen Körper wirksam trainieren wollen. Schnell fahren, Zeiten messen oder Bestzeiten ermitteln sind häufig nur Mittel zum Zweck, wie bei anderen Sportarten auch. Ginge es uns um schnellstmögliche Fortbewegung, würden wir harte Kunststoffrollen verwenden, damit der Rollwiderstand (aber auch leider die Bodenhaftung) verringert wird. Natürlich würde dann das Oberkörper-Training wieder zu kurz kommen. Und daher freut man sich besonders, wenn man auch mit recht schwer laufenden Luftreifen und Ganzköper-Einsatz mit der Zeit immer schneller wird, ist es doch ein fast sicherer Hinweis darauf, dass eine deutlich verbesserte körperliche Leistungsfähigkeit erreicht wurde.
Aber Cross-Skating ist schon sehr „speziell“, weil man es eben auch cross tun kann. Wenn wir das Tempo als ein messbares Indiz für Leistung heranziehen wollen, müssen alle Messungen unter reproduzierbaren Bedingungen stattfinden. Im Freien ist das zwar nie zu 100 Prozent möglich, aber wenn wir für sämtliche Tests und Messungen flache asphaltierte Strecken voraussetzen, kommen wird diesem Ideal schon recht nah. Durch verschiedene Ableitungen aus Luftwiderstand, Rollwiderständen, Pulsmessung und Blutzuckermessungen (Vergleich mit Erfahrungswerten aus der Leistungsdiagnostik) konnte ich über mehrere Jahre eine Annäherung erarbeiten, die recht brauchbar erscheint. Vergleiche mit andere Sportarten zeigen sehr schnell, dass die erbrachte Leistung beim Cross-Skating enorm hoch ist.
Dauerleistungen von knapp über 300 Watt sind gut trainieren Hobbysportlern bei Cross-Skating Wettkämpfen oder bei Tests möglich (für Frauen sind 30 % weniger Leistung reell vergleichbar, hier rund 230 Watt). Beim Radsport muss man schon Semi-Profi sein um in diesen Leistungsdimensionen mitmischen zu können.
Die hohe eingesetzte Leistung muss natürlich vom Körper erbracht werden, was den starken Trainingsreiz erklärt. Dieser wird aber größtenteils auch dadurch umgesetzt, weil man im Cross-Skating so schnell regeneriert. Nur allein hohe Leistung im Training zu erbringen, würde in vielen anderen Sportarten zum Übertraining oder Verletzungen führen. Aber auch Cross-Skater brauchen eine gewisse Anpassungszeit, bis sich die Leistungsfähigkeit verbessert. Dann ist man auch in der Lage mehr Energie zu verbrauchen. Trotzdem wird noch viel Halbwissen bis hin zu völligem Blödsinn über unseren Sport verbreitet:
a) Cross-Skating (oder eine andere „nordic“ Sportart) sei die ideale Sportart zum Abnehmen. So auch die Aussage eines erkennbar schnell abgedrehten und mit lustlos-monotoner Stimme vertontes Video auf YouTube. Ja, wer ist kann sehr viel Energie verbrauchen und bei diesem Sport auch schnell abnehmen. Aber sind stark Übergewichtige fit, bevor sie ihr Vorhaben abzunehmen beginnen? Meist noch nicht! Wer Monate konsequenten Trainings durchhält, kommt in die Lage mit hoher Leistungsfähigkeit viel Energie zu verbrauchen. Doch das Wundermittel für Passive ist der Cross-Skating Sport nicht und daher auch nicht pauschal eine ideale Sportart zum Abnehmen, jedenfalls nicht für völlig Untrainierte.
b) Man könne mit etwas Übung mit 30 km/h Dauertempo durch die Gegend fahren. So das Zitat einer „Trainerin“ in einer Zeitung. Das würde ich gern einmal sehen! Dieses Tempo entspricht dem Geschwindigkeits-Äquivalent von fast 55 km/h Tempo auf dem Rennrad (rund 750 Watt). Sogar der Stundenrekord der Männer, der als Leistungstest schlechthin im Radport gilt, liegt darunter. Wir müssen davon ausgehen, dass diese Dame rund 2 km/h schneller als männliche Radprofis und rund 7 km/h schneller als ihre weiblichen Kolleginnen auf dem Rad fahren kann und diese Leistung dann auch noch auf Cross-Skates umsetzten kann – Respekt! Die Langstrecken-Rekorde der Männer, aufgestellt mit Luftreifen-Skates auf Asphalt, spielen sich derzeit noch in Geschwindigkeitsbereichen zwischen 20 und 25 km/h ab.
Es wird also viel erzählt, wenn der Tag lang ist und veröffentlichte Videos oder Berichte in Zeitungen machen Unsinn noch lange nicht zur Wahrheit. Besonders Physiker geraten schon von Berufs wegen bei solchen Meldungen ins Grübeln.
Doch Physiologen (Stoffwechselforscher) und Sportmediziner wissen, dass physikalische Leistung und physiologische Leistung zwei Paar Schuhe sind. Und da begeben sich selbst Fachleute bei Erklärungsversuchen der Leistung der Cross-Skater auf unbekanntes Terrain. Abeit ist Kraft mal Weg, Leistung ist Arbeit pro Zeiteinheit, kaum besser als Radfahren lässt sich das kaum erklären. Ein 20 % kürzer übersetzter Gang erfordert beim Fahrrad eine im gleichen Verhältnis höhere Drehzahl um das gleiche Tempo zu fahren, also die gleiche Leistung aufzuwenden. Das spart dann sogar 20 % Kraft, aber physikalisch betrachtet wird trotzdem die identische Leistung erbracht. Hier wird aber aus rein technischer Sicht nur eine Tretkurbel bedient, also ein Art Maschine, mit genau definierten Hebeln und ansonsten unveränderlichem Bewegungsweg, nämlich der Kurbelkreis. Zudem erfordert es viel weniger sekundäre Muskelarbeit als beim Cross-Skaten, Laufen oder Schwimmen (alles erheblich freier koordinierte Sportarten) um eine Leistung abzurufen. Sekundäre Muskelarbeit ist eine Arbeit, die man erbringen muss, die aber nicht direkt zum Antrieb eingesetzt wird, wie beispielsweise Haltearbeit für den Oberkörper oder Führungsaufwand um eine Bewegung in den beabsichtigten Bahnen ablaufen zu lassen. Je freier eine Sportart koordiniert wird, also nicht von Geräten geführt wird, desto mehr muss der Mensch selbst zur „Maschine“ werden, indem er selbst Stabilisierungs- und Führungskräfte aufwendet, die in anderen Sportarten das Sportgerät oder eine Maschine übernimmt. Und Vergleiche zwischen den Sportarten hinken auch aus anderen Gründen, da es ideale Bewegungsgeschwindigkeiten und Krafteinsätze für jede Art von geleisteter Arbeit gibt (beim Radfahren zum Beispiel ein individuell optimaler Drehzahlbereich). Zugegeben, der Radsport ist nicht ganz so mechanisch wie hier beispielhaft dargestellt.
Besonders beim Cross-Skating kommt eben noch ein erheblicher Anteil an Haltearbeit hinzu, wie bereits angedeutet. Die notwendige leichte, aber dauerhafte, Kniebeugung und sämtliche Muskelspannungen, die zur Kraftübertragung, besonders in der Rumpfmuskulatur, unvermeidlich sind, erhöhen den Energieverbrauch des Körpers (= physiologische Leistung) und die Trainingswirkung. So der Physiologe. Der Physiker wird fachlich korrekt die physikalische Definition der Leistung zitieren, Arbeit ist Kraft mal Weg – … mal Weg! Und wer sich nicht bewegt erbringt daher keine Leistung. Nur physikalisch gesehen ist also Haltearbeit keine Arbeit. Jeder Energieverbrauch, ob durch Bewegung oder statischen (gehaltenen) Krafteinsatz verursacht ist aber eine pysiologische Leistung. Das räumen sogar Physiker ein, die natürlich aus eigener Erfahrung wissen, dass Gewichte nicht ohne Ermüdung gehalten werden können. Hier liegt ein Problem unserer Sportart: Es ist kaum erfassbar, wie viel wir physiologisch durch Muskelspannung „leisten“ und sämtliche Bewegungen sind viel ungeordneter und variabler als z.B. auf einen Radergometer. Und es gibt auch noch fast sämtliche Mischformen aus Bewegung und Haltearbeit beim Cross-Skating. Man kann die Leistung nur an Hand er überwundenen Widerstände, also Roll- und Reibungswiderstand und Luftwiderstand ableiten. Das ergibt meine Annäherung, die sicher noch nicht endgültig ist. Was man nie in Diagrammform darstellen kann und daher in die Hände von kompetenten Trainern gehört, ist die Beurteilung der Einflüsse von Massenbeschleunigungen, Bewegungsfrequenzen, Bewegungsamplituden und der eingesetzten Gelenkwinkeln auf die Leistung.
Weiter geht es in der Fortsetzung „Die Leistung beim Cross-Skating – Teil 2„