Cross-Skating gehört zu den relativ leicht erlernbaren Sportarten. Das bedeutet nicht, dass die uns spezielle Bewegungen dieser Sportart in die Wiege gelegt wurden. Wer experimentierfreudig oder mutig ist tut … [Weiter lesen...] about Cross-Skating bei „Null“ anfangen
Neue Trainer braucht das Land – Teil 3
Fortsetzung von Teil 2.
Warum wird noch zu selten so ausgebildet wie es die Klienten wollen und brauchen?
Ganz einfach: Es ist der Wettbewerb! In der 1990er Jahren, dem Jahrzehnt der Geschäftsideen, begann dieser Kampf in den Fitness-Studios. Studios wurden innerhalb kürzester Zeit mit Weiterbildungsurkunden tapeziert in einer Dichte, dass Nobelpreisträger erblassen würden. Ja, wenn viele wüssten, dass das Papier oft der größten Wert manches Zertifikats darstellt. Besonders in Deutschland und den USA (dort kann man es noch verstehen, da kaum Berufsausbildungen) wird gern mit Zertifikaten, Abzeichen, Siegeln, Diplomen und allerlei mehr an Tand und Schund beeindruckt. Und viele lassen sich beeindrucken und unterlassen es, kritische Fragen zu stellen, die oft entlarvend wirken können. So hatte bald beinahe jedes Fitness-Studio mindestens eine bunte Wand mit farbigen, goldenen und beeindruckenden Papieren vorzuweisen.
Übrigens: Der Titel Diplom-Trainer ist ein Akdemischer Grad und die höchste Trainer-Qualifikation, die der DOSB vergibt und keine unter Freunden oder Geschäftpartnern ausgestelle schriftliche Gefälligkeit zum Angeben!
Um Defizite an Bildungsgrundlagen auszugleichen waren besonders „Akademien“ gefragt und schossen wie Pilze aus dem Boden. Kunden und Anbieter solcher „akademischen“ Ausbildungen, täuschen sich aber, wenn sie glauben, dass man aus dem Nichts heraus Akademiker schaffen kann und darf (!). Es fehlen lediglich einige Präzendezfälle, denn die Gesetze, die es Nicht-Hochschulen verbieten Quasi-Akademische Titel oder auch nur Urkunden mit pseudo-akademischen Graden zu verleihen, existieren. Auch Diplome dürfen nicht ohne weiteres vergeben werden, da sie ebenfalls einen akademischen Grad vorgaukeln. Volkstümliche Scherze über Melker-Diplome entschärfen die juristische Lage keinesfalls. In den USA mag das anders sein, dort gibt es ja auch die populäre „Police-Academy“ (sogar mehrere).
Ich persönlich war entsetzt, wie innerhalb kürzester Zeit der (damals noch) Beruf des Personaltrainers absolut entwertet wurde. Was danach in der Werbung scheinbar am Meisten galt, waren gewisse „Siegel“ und „Diplome“ durch die man in den Kreisen gewisser Trainer erst zugelassen wurde. Diese erwarb man in der Regel in kostenintensiven, aber beinahe inhaltslosen Schnellkursen mit denen man Quasi sein Schutzgeld gegen das sonst drohende „Berufsverbot“ abzahlte. Also war ich ab sofort viel lieber Berufstrainer, Privat-Coach oder was auch immer, statt Personaltrainer, die Palette der sonstigen ungeschützten Berufsbezeichnungen ist ja riesig. Die Berufsbezeichnung „Personaltrainer“ zu verwenden wurde, wegen vieler „Kollegen“ von Jahr zu Jahr peinlicher. Doch egal unter welchem „Label“, erklären konnte ich mich immer, vor allem mein Know-How und meine Erfahrung, so wie das auch jeder andere gute Trainer hinbekommen dürfte, ohne auf Papier verweisen zu müssen. Auch andere Berufstrainer und erfahrene Nebenberustrainer waren in der Lage das zu tun, doch je mehr „Zertifikate“ desto weniger.
Ein sinnvolle Erklärung ist in der Praxis möglich durch eine Didaktik die der Klient logisch, wie auch vom Gefühl her gut nachvollziehen kann. Aber auch in nachweisbarer Theorie, jeder praktizierende gute Trainer hinterlässt heute leicht recherchierbare Spuren im Internet, die glaubhaft, authentisch und einzigartig wirken. Dazu gehören seriös aufgebaute eigene Internetauftritte, aber auch Referenzen auf neutraleren Plattformen. Auf keinen Fall gehören Foren zu diesen Plattformen, denn deren Qualität kann zwar gut sein, sie können aber auch die reinsten Verbalmüllhalden sein, wo fast jeder seinen Werbemüll oder dumme Bemerkungen ablädt. Ebenso wenig kompetent sind oft die Helfer von Produktherstellern oder umgekehrt (was das Gleiche ist) die Personen in den riesigen „Trainerverzeichnissen“ von Produktherstellern stehen. Was zunächst nach viel aussieht ist bei eingehender Prüfung oft fast nichts. Nur ganz wenige Schnell-Trainer dort, haben eine soliden Hintergrund, aber das kann man recherchieren.
Dann schwappten besonders in der Mitte der 90er einige Fitnesstrends und auch der Kommerz in die Vereine über und damit auch in die Sportverbände über. Sei es Walking, dann Nordic Walking, verschiedene Fitness-Yogas, jeder Verein war genötigt dem Mitgliederschwund in Richtung Fitness-Studios etwas entgegenzusetzen. Ehrenamtliche Helfer, in der Regel Übungsleiter, waren immer schwerer zu bekommen. Erstens mussten sie erhebliche Zeit und einiges an Gehirn- und Muskelenergie in die Ausbildung invertieren und zweitens war die Bezahlung von Übungsleitern auf eine unattraktive Grenze limitiert.
Es gehört also erheblicher Idealismus dazu in einem Verein „Dienst“ zu schieben. Folglich wurden zunehmend im Schnellverfahren Mitglieder hochqualifiziert, die mit schön klingenden Trainertiteln und der Aussicht (diese Geschäftsmodelle werden heute immer noch verkauft) auf guten Verdienst gelockt wurden – teilweise im Schneeballsystem. Alle Modesportarten benötigten ja entsprechende Fachleute. Somit konnten schnelllebige Trends auch in Vereinen über die passenden „Trainer“ abgedeckt werden und in schneller Folge weiteren Trends gefolgt werden. Die Qualifikation war schnell in Form eines Zertifikates (zertifizierte Trainer) oder eines Diploms (Diplom-Trainer) erkauft und das Wissen im wahrsten Sinne des Wortes damit bescheinigt. Nicht umsonst haben die verbliebenen Profis den bitterbösen Ausspruch kreiert:
„Willst du zum Schein ein Trainer sein, brauchst du dafür den Trainerschein. Wer wirklich auch ein Trainer ist, verzichtet auf den ganzen Mist!“
Qualifizierte Vereinstrainer widersprechen dem übrigens meistens überhaupt nicht, gehören sie doch auch zu den gut ausgebildeten Spezialisten, die wissen, was man bei einer Kniebeuge beachten muss, was Lactat auf Deutsch heißt und die den systolischen vom diastolischen Blutdruck unterscheiden können. Das ist kein Sarkasmus, sondern die trockene Realität, denn diese wichtigen Grundlagen lernt man nicht in Schnellausbildungen. Bei den Zertifikatssammlern hört man jedoch oft wiederum nur Aussagen wie: „Wenn ich mir den X-Schein geholt (!) habe, hole ich mit noch den Y-Schein…“. Als wenn es darauf ankäme. Und was dann? Auf die Tauschbörse damit? Oder ein Museum oder Show-Room für ausgestellte Scheine einrichten?
Augenwischerei ist es auch wenn sich so genannte Nordic-Blading Trainer im Cross-Skating Sport etablieren wollen. Nach dem Motto „Wer Trecker fahren kann, kann auch Omnibus fahren“, sollen dann Cross-Skating-Interessierte angelockt werden, was das Zeug hält. Es geht ja nicht darum, sich irgendwie fortzubewegen, zweifellos kann jeder erfahrene Traktorfahrer auch einen Omnibus fahren, aber ob er die Hebel oder Warnleuchten beider Fahrzeuge gleich interpretiert, sei dahin gestellt. Und kein Autohändler wirbt mit dem Logo einer anderen Marke für seine Werkstatt, da ja den meisten Kunden bekannt ist, das es Unterschiede gibt. Sich eine Sportart ohne sie überhaupt zu kennen, „kompetenzmäßig anzueignen“, ist schon ziemlich dreist, denn es ist einfach nicht das Gleiche! Wer cross-skaten kann, wird das bestätigen.
Vollprofis allein können aber leider den Trainerbedarf nicht decken, doch Pseudo-Trainer können leider noch nicht einmal die Grundansprüche der Klienten erfüllen. Was wir brauchen, sind in dieser große Lücke dazwischen, die klassischen Vereinstrainer oder gleichwertige Nebenberufs-Trainer, denn deren Idealismus und Sachverstand ist wertvoll und mit einer spezifischen Fachausbildung werden sie dem Sport mit Sicherheit erhebliche Impulse geben können. Wenn jetzt die Frage aufkommt, ob das nicht ein Verband regeln solle, muss man leider resignierend zugestehen, dass es (heute) noch keinen Cross-Skating Verband gibt. Spezielle Cross-Skating Vereine gibt es auch regionaler Ebene aber schon seit etwas 2009.
Eine verbandsähnliche uneigennützige Organisation oder ein seriöses Ausbildungsinstitut täte es mit Sicherheit auch, denn was wir ganz bestimmt nicht brauchen wäre, dass die Fachleute unseres Sport als eine Art Unterabteilung einer „etablierten“ Sportart, wieder einmal nur die Brotkrümel aufzuschnappen dürfen, die uns noch gnädig gelassen werden. Sorry, aber die Fachleute sind draußen höchstpersönlich, auf Cross-Skates unterwegs und stammen nicht im Schwerpunkt aus anderen Saison- oder schlimmer noch Trend-Sportarten. Denn eben seit jenen sporthistorischen 90er Jahren, stürzen sich eben nicht nur Vereine auf Trends und Trendsportarten, sondern gerade Sportverbände versuchen ihr Territorium zu sichern indem sie „Gebietsschutz“ oder „Ausbildungerlaubnisse“ erteilen. Dabei ist die Vorgehensweise in Extremfällen nicht seriöser als in der Fitnessbranche. Es gibt sogar Angebote für Kurzausbildungen von kurzausgebildeten Kurzausbildern – oft zu horrenden Preise um 300 €. Das kosteten früher C-Trainer-Scheine mit 120 Unterrichtseinheiten. Man kann hier also im ersteren Fall tatsächlich von der Weitergabe der Gelddruckmaschine sprechen. Hier das Niveau von unseriös auf seriös anzuheben, muss wohl der weite und oft mühsame Weg durch die Praxis angetreten werden.
Randbemerkung: Trainer sind Menschen, die Training in allen Aspekten einer Sportart geben können, nicht solche, die irgendwo ein paar Stunden abgesessen haben. Somit ist der Trainerbegriff in den letzten Jahren, durch viel zu häufigen Missbrauch erheblich entwertet worden.
Weiter geht es im 4. Teil (von 4 Teilen)