Cross-Skating gehört zu den relativ leicht erlernbaren Sportarten. Das bedeutet nicht, dass die uns spezielle Bewegungen dieser Sportart in die Wiege gelegt wurden. Wer experimentierfreudig oder mutig ist tut … [Weiter lesen...] about Cross-Skating bei „Null“ anfangen
Skike V07 Plus – neu oder retro? Teil 1
Das neueste Modell von Skike, der V07 PLUS, wurde bereits seit knapp einem Jahr den Händlern angekündigt. Jetzt ist er seit rund zwei Monaten erhältlich und ist damit etwa ebenso verspätet dran wie auch einige Modelle anderer Hersteller, die alle für den Anfang dieser Saison angekündigt waren. Zwei Monate waren aber genug Zeit um Erfahrungen für eine erste Zwischenbilanz zu sammeln, Vorschusslorbeer wollte ich auf keinen Fall vergeben, denn angesichts der überall zu zu lesenden Standard-Werbeaussagen, scheint bisher noch kein wirklicher Test dieses Modells stattgefunden zu haben und insbesondere Händler, scheinen sich zu scheuen höchstpersönlich ihre eigenen Erfahrungen mit dem neuen Skike weiterzugeben.
Der neue Skike V07 Plus (warum schon wieder V07?, fragt man sich), wurde von Skike als Weiterentwicklung des Modells Skike V07 angekündigt, welches seit 2006 fast unverändert auf dem Markt ist. Welches Zahlenmystik hinter der „07“ steckt, werden wir sicher nie erfahren, wurde doch von 03, über 04 bis 05 gezählt, dann die 06 übersprungen und dann kamen mindestens drei Überarbeitungen des V07 hintereinander. Weiterzählen hätte sicher nicht geschadet und hätte vielleicht gehofen die Übersicht zu verbessern. Heute wären wir dann bei 10 oder 11 angelangt. Ich kenne die inoffiziellen Entwicklungsschrittchen des V07 so genau, weil ich in sechseinhalb Jahren, fünf verschiedene Skikes V07 gefahren bin.
Nun hat sich am neuesten V07 aber schlagartig noch mehr verändert als vom V03 bis zum „V07 -dritte Auflage“, aber insgesamt trotzdem erheblich weniger als es sich in der Werbung zunächst anhörte und auch auf den ersten Blick aussieht. Angekündigt wurde schon seit einem Jahr eine kleine Revolution. Einen neuen Cross-Skate dann aber im Oktober auf den Markt zu bringen ist fast so berauschend wie Softeis am Nordpol zu verkaufen, der Zeitpunkt konnte kaum ungünstiger sein.
Und dann stand er plötzlich vor mir, der Skike V07 PLUS. Gelobt wurde er ja schon viel, die halbe Nation scheint schon insgeheim mit diesem Modell gefahren zu sein, ohne sich aber auf Bildern oder Videos auf jenem Skike V07 PLUS im Internet zu zeigen. Alle angeblichen Tests klangen mir doch zu „theoretisch“, also nach zitiertem Wortlaut des Herstellers und die gezeigten Fotos waren ebenfalls aus dieser Quelle. Ich muss zum ersten mal gestehen, dass ich das Erscheinen eines neuen Modells nicht mit Spannung erwartet habe, auch wenn ich damit der angeblichen Meinung der gesamten Bevölkerung widersprechen mag. Der Karton mit den neuen Skikes stand, nach dem Kauf, tagelang unangetastet in der Garage, während ich auf meinen anderen Cross-Skates skatete. Kein Kribbeln, kein Reiz, das „neue“ Modell auszuprobieren! Warum? Schwer zu sagen. So gut wie der Alte, nur besser, hat mich nicht überzeugt und einige der angekündigten Verbesserungen, waren mir leider von den anderen schwereren Skike-VX-Modellen schon als Verschlimmbesserungen bekannt. Es kostete mich etwas Überwindung den Skike zu testen, weil ich mich immer fragte: „Warum?“
Das Wunder, das man dem Skike bescheinigen muss, ist der attraktive Preis. Rund 220 € sind angesichts der in diesem Jahr in China erheblich verschärften Umwelt-, Lohn-, Qualitäts-, Rohstoffpreis- und Euro-Kurs-Situation eine echte Kampfansage im Niedrigpreissektor. Man fragt sich automatisch, wie dieser Preis erreicht werden konnte. Lediglich Auslaufmodelle anderer Hersteller oder Restbestände des alten Skike V07 können da preislich noch mithalten – Neuprodukte derzeit nicht.
Der erste Eindruck und die Details
Ich durfte sogar die Anlieferung und die Vorbereitung meines Skikes beim Händler erleben, also das, was Händler bei der Auslieferung erleben oder leider manche Kunden, deren Skikes vom Händler nicht vor dem Verkauf durchgecheckt werden. Der Verpackungskarton hat sich eigentlich nicht verändert, nur die aufgedruckten Bilder. Eingeschweißt in Folie, weckte der Skike V07 Plus bei mir zunächst Misstrauen. Ein Händler, der dieses Sportgerät in dieser „Frischhalteverpackung“ verkauft, hat ihn nachweislich noch nicht einmal angefasst und sich damit nicht um eine technische Grundüberprüfung gekümmert. Diese ist unbedingt notwendig, wie ich zum Glück vor der ersten Fahrt feststellen konnte. Jetzt zwei Achsenschlüssel, einer davon zum Gegenhalten der Achsschraube, statt vorher nur einem, das wirkt improvisiert und wie eine Baumarktlösung. Unterwegs 230 Gramm für die zwei größeren Achsenschlüssel, statt vorher 70 Gramm, mitführen zu müssen, das rechne ich in meiner Rechnung zum Gewicht der Skikes hinzu. Leichter sollen sie angeblich sein. 1,95 kg liest man, einige Händler schreiben sogar 1,6 kg, was aber keiner glaubt. Die Waage zeigt dann exakt 2050 Gramm pro Skate plus (aha, jetzt verstehe ich den Wortwitz) dem zweiten Achsenschlüssel. Die Skikes sind also schwerer geworden. Doch das Plus an Gewicht beruhigt mich ein wenig, denn einem Leichtbau-Sportgerät in dieser Preisklasse, würde ich nicht trauen.
Großer Wert wurde auf die optische Überarbeitung das Skates gelegt und die äußerliche Nähe zu den Skike VX Modellen. Dieser Schritt ist zweifellos gelungen, der Skike V07 Plus wirkt nicht mehr so antik aus wie das Vorgängermodell, optisch mehr wie aus einem Guss und sogar schöner als die VX-Modelle. Unnötige Designer-Spielereien und mögliche Sollbruchstellen sind aber die vielen Löcher im Schuhkäfig des Skike Plus, die mir auch schon beim Fleetskate aufgefallen sind und auch dort schon unerwünschte Nebenwirkungen gezeigt haben.
Doch die Aussage, der Cross-Skate sei „technisch von Grund auf überarbeitet“, kann ich nicht in allen Punkten bestätigen. Neu ist die Rahmenbauart, eine Pressblech-Alu-Konstruktion, die von einem Kunststoffblock zusammengehalten und stabilisiert wird. Jetzt sind linke und rechte Skikes gleich und auch die Auswahl der Lackierrungsvarianten wurde auf eine reduziert. Das alles senkt natürlich die Herstellungskosten.
Erschrocken bin ich fast, als ich die bekannten Flügelmuttern an der Fixierung der Bremse und X-O-Beinverstellung wieder fand. Sie sind das Erste das austauschen werde. Auch der Bremssattel ist im Prinzip der Alte, doch hoffentlich aus bruchfesterem Aluminium, denn es gab immer wieder Brüche etwa 4 cm unterhalb des oberen Endes, auch wegen der rauen und ungeeigneten Scheiben unter der Flügelmutter, die das Aluminium wegschmirgelte. Der Verstellbereich für die Bremse scheint jetzt aber etwas größer zu sein als vorher, jetzt können „dünnwadige“, dazu gehören rund dreiviertel aller Fahrer, die ich kenne, endlich die Bremse richtig einstellen und müssen sie nicht immer „auf Anschlag stellen“. Ebenso altbekannt: Die alten asymmetrischen Wadenschalen, die schon beim alten V07 eine leichte X-Bein-Haltung provoziert haben, sofern man nicht bereits eine sehr stabile Spunggelenkhaltung antrainiert hatte. Die moderne Konkurrenz baut so etwas heute symmetrisch.
Neue Wadenpolster: Sie wirken hochwertiger, da aus Textil. Trotzdem wage ich mich nicht, meine Waden, diesem rauen Material ungeschützt auszusetzten. Dicke Socken bleiben beim Fahren für mich obligatorisch, denn mit anderen Cross-Skate-Herstellern habe ich die Erfahrung gemacht, dass auch dieses Material die Haut aufreibt. Neu und doch gleichzeitig alt, ist das Mittelfußpolster, das bereits beim Skike V05 verwendet wurde und recht beliebt war, auch bei mir. Warum es damals verschwunden ist, habe ich nie verstanden. Besser sehen aber nun alle Waden- und Schuhgurte aus, sie sind aus einer Art Sicherheitsgurtmaterial, jedoch an manchen Stellen so schlecht vernäht, dass ich erst einmal nacharbeiten musste.
Sehr schlecht, eigentlich gefährlich, sind die Befestigungen des vorderen und des mittleren Schuhgurtes am Rahmen. Er kann einfach durchrutschen, weil sie ab Werk falsch montiert wurden und keine Endkontrolle diesen Fehler bemerkt hat. Dem beiliegenden Zettel der permanente (bedeutet: „ständige“) Qualitätskontrolle bekundet, glaube ich daher kein Wort. Schlecht ist auch die Zugrichtung des mittleren Schugurtes, der unverändert den Fuß im Richung Mittelfußwurzel auf die Bodenplatte presst. Dabei weiß jeder praktizierende Cross-Skater, dass die Zugrichtung zum Auflagepunkt der Ferse auf dem Skate verlaufen muss. Ebenfalls schlecht ist die Abschaffung der Option, den vorderen Schuhgurt, anatomisch günstiger, eine Öse weiter hinten im Rahmen einzufädeln. Hier wird dem erkennbar symmetrischen Fuß vom Skike-Designer eine unnatürliche Symmetrie aufgezwungen, während umgekehrt an der Wadenschale immer noch – mir ganz unverständlich – der Asymmetrie gehuldigt wird. Das finde ich nun alles andere als revolutionär.
Die neuen Bremsbeläge sind eine weitere Gestaltungsnote, die jedoch leider keine praktischen Vorteile bietet. Die zum Reifen hin abgerundeten Bremsbeläge vergrößern die Auflagefläche auf dem Reifen um keinen Quadratmillimeter, da die Biegung viel zu breit angesetzt wurde und dadurch wieder nur der flache Bereich der Bremsefläche aufliegt. Das ist aber mittelfristig kein Problem, die Beläge schleifen sich – wie gehabt – ein und werden dann nach wenigen hundert Kilometern in ihrer Wirkung noch besser. Oder man fährt von Anfang an Blackarmada Reifen, die etwas breiter sind und mit diesen Bremsbelägen richtig „beißen“, wie ich an einem anderen Modell ausprobieren konnte.
Die Reifen zeigen keinen Unterschied zu den Vorgängern, sogar die aufgedruckten Nummern sind identisch mit meinen alten Skike-Reifen. Die Felgen sind ebenfalls nicht wirklich neu, sind aber jetzt dunkelorange bis hellrot. Die Selbstzentrierung der Achsen machte bei meinen Skikes V07 PLUS bereits kleine Probleme. Zwei bis drei Zentimeter Abweichung des Gerdeauslaufs des rechten Skates auf 3 Meter Rollstrecke, das spürt ein Anfänger zwar kaum, aber für Fortgeschrittene liegt so eine Abweichung in einem Bereich, den man unbedingt einstellen sollte. Aber erst mal können! Denn Einstellen der Spur ist mit den neuen selbstzentrierenden Außenspacern nicht mehr möglich. Mir bliebt nur übrig, entweder um die Kurve zu rollen, die Außenspacer auf den alten Standard rückbauen zu lassen oder eine Reklamation beim Hersteller. Ich dachte darüber nach und entschied mich vor der ersten längeren Fahrt für den Umbau auf die alten Spacer. Die Achsen, die man jetzt beim Radwechsel auf beiden Seiten mit je einem der beiliegenden 10er Schlüssel halten muss, wirken durch diese Technik, eigentlich noch mittelalterlicher als die Schlossschrauben, die beim alten Skike als Achsen verwendet wurden.
Fortsetzung in wenigen Tagen in Teil 2